Guten Morgen Fritz,
ich meinte hier in diesem Zusammenhang mit "Ästhetik" tatsächlich "äußere sichtbare Schönheit der Gestalt". Sorry für den unangemessenen (das kritisierst Du völlig zu Recht) Gebrauch dieses umfassenden Begriffes.
Du fragst, worin für mich selber die Schönheit einer Website liegt.
Sie liegt für mich in der Schönheit der Struktur, der Schönheit des Codes, der Geschmeidigkeit, der Klarheit, der Barrierearmut, der Verständlichkeit, ... und nicht zuletzt natürlich in der Schönheit der Inhalte selbst.
Selbstverständlich sind das keine voneinander unabhängigen Merkmale. Vielmehr durchdringen sich einige und ich könnte noch etliche weitere nennen.
Und ja, ich habe schon mit Blinden über ihre konkreten Bedürfnisse und Vorlieben bei Websites gesprochen, auch in Bezug auf Schönheit. Per Mail aber schon persönlich hier in Berlin.
Ich würde mir dazu einen regelmäßigen fruchtbaren Austausch wünschen, den habe ich noch nicht gefunden.
Eine öffentliche Plattform zur Web-Usability, die von Blinden betrieben wird, die ihren Bedürfnissen einen exponierte Stimme im Netz verleit, habe ich auch noch nicht gefunden.
Zum Beispiel würde mich interessieren, wie Blinde ihre Interessen bezüglich Screenreader-Usability kultivieren und sich direkt in die Entwicklung "einmischen", wo sie sich zu diesem wichtigen Thema untereinander austauschen, wo sie Webautoren umfassend über die konkreten Merkmale ihrer Werkzeuge informieren.
Zu Deinem Beispiel "handschriftliche" Noten.
Nein, ich bin selbst kein Musiker, arbeite jedoch seit etwa zwei Monaten daran, das Gesamtwerk eines Komponisten für neue Musik, eines guten Freundes, als hochwertige Website zu veröffentlichen.
Zur Hochwertigkeit zählt selbstverständlich auch die Barrierearmut.
Ihn habe ich BTW bereits gefragt, worin für ihn die Schönheit in (handgeschriebenen) Partituren liegt.
Auch weil er diesbezüglich mit seiner (kostspieligen) Software Sibelius äußerst unzufrieden ist.
Ich hatte daraufhin recherchiert und das Projekt Lillypond entdeckt.
Deren Entwickler streben explizit Schönheit in der Gestalt von Partituren an und beziehen sich dabei auf die Schönheit handwerklich erstellter Partituren.
Zeit, diese Software auszuprobieren hatte der Komponist noch nicht.
Hoffentlich bald gelingt es ihm, sämtliche seiner Partituren in MusicXML zu transformieren. Wir wollen dieses Format dann anbieten.
Ich hatte versucht durch ein Telefonat mit einem Lehrer von der BLISTA (Blindenstudienanstalt in Marburg) das für Blinde am besten geeignete Format für Noten herauszubekommen.
Das Fazit war:
Im Unterricht wird Braille Musik eingesetzt und kein MusicXML plus geeignete Schnittstelle.
Ein (frei) verfügbares Werkzeug, mit welchem ein Komponist oder ein Blinder selbst auf einfache Weise eine Partitur, die in MusicXML vorliegt, in Braille Musik transferieren kann, existiert laut Aussage des Blista-Lehrers bisher nicht.
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Geändert von AndreasB (21.08.2009 um 09:32 Uhr)
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