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Barrierefreiheit? Wir sind es, die es brauchen (werden)!
shalom zusammen,
(bevor's losgeht: evtl. gab's diese diskussion schon einmal. dann bitte ich um entschuldigung. ansonsten kann's jetzt losgehen) ich werfe jetzt einfach mal eine these in den raum und bitte um zahlreiche meinungen/kritik/antworten aus dem forum. wir viele unter uns wissen wird das thema barrierefreiheit im internet immer - oder zumindest recht haeufig - gleichgesetzt mit _der_ wichtigsten benutzergruppe: den sehbehinderten und blinden. gleich darauf folgen die motorisch eingeschränkten internetbenutzer. Laut der aktuellen STATISTIK DER SCHWERBEHINDERTEN MENSCHEN des Statistisches Bundesamt vom März 2005 hatten in 2003 rund 8,4 Mill. Menschen eine amtlich anerkannte Behinderung. Im Durchschnitt ist somit jeder 10 Einwohner behindert. Der Punkt ist, dass von den über 8 Millionen Menschen mit Behinderungen "lediglich" ca. 350.000 blind oder sehbehindert sind, also "nur" einen Anteil von 5,2 Prozent aller Behinderten Menschen in Deutschland ausmachen. Die Häufigsten Behinderungen in Deutschland sind ... Beeinträchtigung der Funktion von inneren Organen bzw. Organsystemen (Herz-Kreislauf Störungen, Atemwegserkrankungen, Erkrankungen der Verdauungsorgane) 26,3 % Querschnittlähmung, zerebrale Störungen, geistig-seelische Behinderungen, Suchtkrankheiten 17,4 % Funktionseinschränkung von Gliedmaßen 14,4 % Sonstige und ungenügend bezeichnete Behinderungen 15,1 % Funktionseinschränkung der Wirbelsäule und des Rumpfes, Deformierung des Brustkorbes 13,7 % Blindheit und Sehbehinderung 5.2 % Sprach- oder Sprechstörungen, Taubheit, Schwerhörigkeit, Gleichgewichtsstörungen 4,1 % Verlust einer Brust oder beider Brüste, Entstellungen 2,6 % Verlust oder Teilverlust von Gliedmaßen 1,3 % _____ 100,1 % (irgendwo ist da ein rundungsfehler) Insgesamt machen die körperlichen Behinderungen damit den überwiegenden Teil der Behinderungen aus (67,4%). Auf zerebrale Störungen entfielen 8,6%. Geistige oder seelische Behinderungen wurden zusammen bei 8,8% der schwerbehinderten Menschen diagnostiziert. Der Rest (15,1%) entfiel auf sonstige und ungenügend bezeichnete Behinderungen. und eine weitere interessante erkenntnis: Drei Viertel sind älter als 55 Jahre Erwartungsgemäß kamen Behinderungen bei Personen im fortgeschrittenen Alter häufiger vor als bei jüngeren Menschen. Knapp mehr als die Hälfte (51,6%) der Menschen waren 65 Jahre und älter und knapp ein weiteres Viertel (22,4%) gehörte der Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen an. daraus leite ich folgende these ab: wir sollten ein barrierefreies (oder auch zugaengliches) internet nicht nur im interesse von koerperlich benachteiligten menschen foerdern und fordern, sondern dies auch und insbesondere fuer uns selbst tun. im gegensatz zu unseren eltern und grosseltern ist die affinitaet zum medium internet bei uns um ein erheblichen anteil hoeher als in den vorherigen generationen. und wenn ich mich dann einmal in den gepflegten ruhestand begebe, moechte ich auf all die features, die wir im moment implementieren eigentlich nicht verzichten. und um ehrlich zu sein: ich bin heute schon zu faul, um die (zu) kleinen schriften entziffern zu muessen und genieße es, einfach mal ein wenig abstand vom monitor zu bekommen und die dinge aus der ferne zu betrachten. gruesse und eine angeregte diskussion wuenscht sich, timex |
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@timex: deine Feststellung, dass Barrieren JEDEN angehen und nicht nur (aber besonders) Behinderte, baut das Thema "Barrierenfreies Webdesign" auf die richtige Grundlage - wobei das in diesem Forum IMHO schon weitestgehend durchgedrungen ist.
-- ... und vielleicht noch meine Meinung: Barrierenfreiheit ist für mich (natürlich das vollständige Erfassen des Inhaltes sicher zu stellen, aber dann) v.a. eine intuitive Bedienung der Seite - wobei die die verschiedenen Benutzergruppen nat. unterschiedlich handeln/wahrnehmen [manchmal auch gegensätzlich]. Die (versuchen) unter einen Hut zu bringen, das ist für mich barrierenfreies Webdesign; wobei der erste Schritt dazu die Reflexion des eigenen Handelns ist und dadurch das Erkennen von Barrieren.
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"Kompatibilität, es geht um Kompatibilität!" |
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Re: Barrierefreiheit? Wir sind es, die es brauchen (werden)!
Hach - mal wieder Grundsatzdiskussionen ...
Die Aufteilung der Behinderungen finde ich denkbar dämlich - typische Behördeneinteilung - sicher keine medizinische. Erfaßt sind nur diejenigen, die eine Schwerbehindertenausweis haben - und die Aufteilung ist äußerst ungenau. Zitat:
Zitat:
Außer, dass alles im weitesten Sinne "Nervenkrankheiten" sind, gibt es wenig Gemeinsamkeiten. Manche (z.B. Rollstuhlfahrer mit Querschnittslähmung im mittleren und unteren Rückenmark) haben am Computer keinerlei Einschränkungen, andere (Spastiker mit Tetraspastik z.B.) haben starke motorische Einschränkungen. Und der Bereich "geistig-seelische Behinderungen" ist riesig - da sind z.B. schizophrene Menschen dabei, die vielleicht sogar hochintelligent sind, aber eben immer wieder an Psychosen leiden und nicht sehr belastbar sind, daher nicht arbeiten können; aber auch minderbegabte Menschen (z.B. Downsyndrom oder andere). Die anderen Bereiche sind ähnlich aussagekräftig... Zitat:
Leicht sehbehindert sind weitaus mehr Menschen (alle, die eine Brille tragen!). Farbsehstörungen sind da auch nicht bei, weil das im Alltag kaum auffällt und nicht wesentlich beeinträchtigt (8% aller deutschen Männer sind rot-grün-blind!). Zitat:
Nein - im Ernst: Mal ein paar Beispiele: Auch meine Eltern gehen ins Internet (sind 61 bzw. 63 Jahre alt) - beide mußten sich auch im Beruf noch mit Computern auseinandersetzen. Beide sind noch nicht behindert, haben sogar noch gute Augen und benötigen nur Lesebrillen. Auch diese Generation wagt sich also noch ins Netz - und auch da werden es in Zukunft sicher noch mehr. Eine Freundin von mir leidet von Geburt an spastischer Zerebralparese, ist also motorisch behindert. Sie kann alle Gliedmaßen bewegen, aber die Feinmotorik ist doch eingeschränkt. Sie ist jetzt 40 geworden und hat bisher noch keinen Computer - würde aber gerne auch ins Internet gehen, um sich dort zu informieren etc. Ich werde ihr wohl im Sommer meinen Computer schenken und mir mal wieder einen neuen gönnen. Sie wäre dann die ideale Testerin für Barrierefreiheits- und Usabilitytests: Anfängerin und motorisch behindert. Ich denke, es gibt noch viel mehr Beispiele - gerade die älteren Anfänger sind nicht zu vergessen - ebensowenig die leicht Sehbehinderten, von denen es sehr viele gibt. Oft kommt auch alles zusammen. Dann ist es wichtig, eine klare Benutzerführung zu haben, und nicht zu viel auf einmal auf eine Seite zu packen. Komischerweise sehen das fast alle Webautoren ein, die selber schon ein bißchen älter sind und mehr Lebenserfahrung haben. Aber die Heerscharen junger, 20jähriger mit guten Augen kapieren das meist noch nicht und sind absolut taub für solche Argumente. Ist wohl einfach so ...
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Grüße, Terry ... die immer noch sporadisch mitliest, auch wenn sie sich wenig zu Wort meldet ... |
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Re: Barrierefreiheit? Wir sind es, die es brauchen (werden)!
Zitat:
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Re: Barrierefreiheit? Wir sind es, die es brauchen (werden)!
Zitat:
Leider denken die meisten Designer (die allesamt wohl Adleraugen haben) nicht an ihre Zukunft. Dann würde uns schon sehr viel schön anzuschauendes, aber leider schlecht benutz- und lesbares Design erspart bleiben. Zitat:
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Re: Barrierefreiheit? Wir sind es, die es brauchen (werden)!
Zitat:
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... ääh, wollte noch einwerfen:
Letztendlich ist mir nahezu egal wie klein die Schrift auf den Websiten ist, hauptsache mit em gelayoutet ... Natürlich übertrieben, aber IMO fängt Barrierenfreies Webdesign mit relativem Layout und guten Kontrasten an. ... wobei es dann noch lange nicht vorbei ist!
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(Weitgehend) Barrierefreie Webgestaltung wird erst dann ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit (Macher ebenso wie Nutzer) gerückt sein, wenn es nicht mehr nötig sein wird, die Notwendigkeit dieser Gestaltung mit Zahlen verteidigen zu müssen!
Es spielt doch gar keine Rolle, ob irgendeine Nutzergruppe nun 3% oder 30% der User ausmacht; es spielt auch keine Rolle bzw. macht keinen Sinn, zwischen physisch oder psychisch verursachten Beeinträchtigungen zu unterscheiden - (weitgehende) Barrierefreiheit sollte ein Wert an sich sein!
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